Mario Draghi unter Druck EZB-Intervention wird notwendig sein Weltweite Konjunkturaussichten verdunkeln sich Traumhafte Bedingungen für Baufinanzierungskunden
EZB-Intervention wird notwendig sein
Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), hat vergangene Woche mit seiner Ankündigung "die EZB werde alles tun, um den Euro als Gemeinschaftswährung zu sichern" die Erwartungen der Marktteilnehmer auf den großen Befreiungsschlag für die Eurokrise nach oben getrieben. Die erste Vermutung war, dass Draghi schon diesen Donnerstag ein konkretes Maßnahmenpaket ankündigen würde und damit für mehr Klarheit im Krisenmanagement sorgt. Steigende Aktienkurse, sinkende Zinssätze für die Staatsanleihen der Krisenländer und steigende deutsche Renditen waren die Folge.
In der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz nach der EZB-Zentralratssitzung stand Mario Draghi aber plötzlich wie ein König ohne Kleider da. Keinerlei konkrete Maßnahmen wurden in der Sitzung vereinbart, außer, dass man in Arbeitsgruppen über Eingriffsmöglichkeiten diskutieren möchte und in den nächsten Wochen dann Ergebnisse vorstellen wird. Damit wurde offensichtlich, dass Herr Draghi sich die Woche zuvor viel zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte und es natürlich keine Einstimmigkeit innerhalb der EZB zum Thema Wiederaufnahme der Anleihenkäufe gibt. Der Widerstand von Deutschland, Holland, Finnland und Belgien scheint weiterhin sehr deutlich zu sein und die nächsten Wochen werden zeigen, inwieweit es der Südachse gelingt, durch massiven politischen Druck ein Format zu finden, in dem direkte Intervention der EZB möglich ist, die Geberländer aber trotzdem ihr Veto aufgeben. Im Kern geht es darum, ein Format zu finden, dass den Regelbruch möglichst gut kaschiert.
Der Regelbruch hat jedoch schon mit dem Aufkauf von griechischen und portugiesischen Staatsanleihen stattgefunden und daher ist das Tabu längst gefallen. Die EZB ist damit bereits in die Staatsfinanzierung eingestiegen, auch wenn die Politiker das leugnen. Und ohne Unterstützung der EZB ist eine Auffanglösung für Spanien und wahrscheinlich auch Italien nicht wirklich umsetzbar. Irgendeine Form von Überbrückung wird notwendig sein, da die Nachfrage an den Kapitalmärkten für Staatsschulden der Krisenländer komplett weggebrochen ist. Weder Banken, noch Investmentfonds und Lebensversicherer wagen sich noch an die Schuldtitel dieser Länder. Teils aus Furcht vor weiteren Kursverlusten, teils aus Ratingvorschriften und natürlich auch aufgrund der Erfahrungen aus dem Schuldenschnitt in Griechenland, bei dem die privaten Schuldner zur Kasse gebeten wurden während die EZB und die öffentlichen Gläubiger bessergestellt wurden. Dasselbe kann man für den Fall eines Schuldenschnitts in Spanien und Italien erwarten.
Weltweite Konjunkturaussichten verdunkeln sich
Vor diesem Hintergrund verdunkeln sich leider auch die Konjunkturaussichten weltweit. Die Wachstumsschwäche im Eurogebiet betrifft auch die Nachfrage für Güter aus Fernost und die damit geringere Wirtschaftsdynamik in Asien. Allen voran bremst China auch die Rohstoffnachfrage, was wiederrum die Dynamik in den Emerging Markets drosselt. Auch die USA scheinen gerade wieder in eine Wachstumsdelle zu laufen. Die Gefahr einer weltweiten Abschwächung ist daher real und wird die Bewältigung der Schuldenkrise noch schwerer machen. Es gibt also weiterhin keinen Grund für die Zentralbanken, die historisch tiefen Leitzinsen anzuheben. Von dieser Seite droht auch dem deutschen Zinsmarkt keine Gefahr.
Komplexer ist das Bild bei den langfristigen Kapitalmarktzinsen, die ja von den Inflationserwartungen der Investoren und von Angebot und Nachfrage abhängen. Ein weiteres Öffnen der Liquiditätsschleusen durch die Notenbanken wird die Inflationserwartungen erhöhen und die Anleger vorsichtig stimmen. Und jeder Zweifel an der Fähigkeit eines Landes die Schuldenlast mittelfristig zu stemmen, erhöht die Risikoprämie für die Staatsanleihen. 10-jährige Spanienanleihen bei mehr als 7% und einem EZB-Leitzins von 0,75% sind ein gutes Beispiel. In diesem Sinne droht auch für deutsche Bundesanleihen ein Renditeanstieg, wenn die Vergemeinschaftung der Schulden fortschreitet und die Zweifel an der Fähigkeit Deutschlands diese Belastungen zu tragen, steigt.
Traumhafte Bedingungen für Baufinanzierungskunden
Für deutsche Baufinanzierungskunden ist das aktuelle Umfeld weiter ein Traum und es sollte daher mit langen Laufzeiten für langfristige Kalkulationssicherheit gesorgt werden. Sobald Herr Draghi ein Aufkaufprogramm für Südländer-Bonds ankündigt, wird Geld von deutschen Anleihen zurück in diese Südländer fließen. Ein Anstieg der Renditen in Deutschland ist dann die logische Folge.
Kurzfristige Tendenz der Zinsentwicklung: seitwärts Mittelfristige Tendenz der Zinsentwicklung: aufwärts
(Quelle: Interhyp, Zinskommentar von Robert Haselsteiner)
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