Während die US-Notenbank diese Woche wie erwartet die geldpolitischen Schleusen weiter geöffnet hat, ist den übrigen großen Notenbanken der Welt das Gelddrucken inzwischen nicht mehr geheuer. Die Ansichten über die beste Form der Krisenbewältigung gehen auseinander. Damit spitzt sich auch die Situation an den Währungsmärkten und in der Wirtschafts- und Handelspolitik zu. Die US-Regierung steht zwei Jahre nach Amtseintritt mit dem Rücken zur Wand.
Die größten Budgetdefizite in der Geschichte der USA und die Nullzinspolitik der US-Notenbank haben bisher nichts Nennenswertes bewegt. Die Konjunktur und vor allem der Arbeitsmarkt bleiben lahm. Das Einzige, was der US-Notenbank derzeit noch einfällt, ist das Manipulieren der Kapitalmarktzinsen nach unten über den weiteren Aufkauf von Staats- und Hypothekenanleihen. Im Gegenzug verlieren aber immer mehr internationale Anleger, auf die die USA zur Finanzierung ihres Defizits angewiesen sind, das Vertrauen in die Werthaltigkeit von US-Treasuries und Dollar. Steigende Nervosität führt daher zu Kursausschlägen am Anleihemarkt und zu einer sinkenden Währung.
Von einem Konsolidierungskurs ist jedenfalls in den USA im Gegensatz zu Euroland und England nichts zu spüren. Während die europäischen Politiker versuchen, durch Sparmaßnahmen die Defizite wieder in den Griff zu bekommen, bleiben auch die Europäische Zentralbank und die Bank of England zurückhaltend mit weiteren Lockerungsmaßnahmen in der Geldpolitik. Sie machen die aktuelle Runde der "Quantitativen Lockerung", was so viel wie Gelddrucken heißt, nicht mit.
China hat gestern die 600-Milliarden-Spritze der USA sogar öffentlich scharf kritisiert. Kein Wunder, ist doch China neben Japan der größte Gläubiger der USA. Auf jeden Fall steuern wir mit dieser klaren Abkopplung der großen Nationen auf ganz neue Herausforderungen zu. War man sich noch in 2008 und 2009 grundsätzlich einig über die notwendigen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung, teilen sich jetzt die Lager.
Es ist davon auszugehen, dass aufkeimender Protektionismus und Währungsmanipulation die Devisenmärkte und auch die Zinsmärkte immer volatiler werden lassen. Die USA scheinen, diesen Weg des vollen Risikos trotz gegenteiliger rhetorischer Behauptungen ganz vorsätzlich zu beschreiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei Inflation entsteht, wird jedenfalls bewusst in Kauf genommen - wenn nicht sogar absichtlich herbeigeführt.
Baufinanzierungskunden empfehlen wir daher, nicht mehr auf sinkende Zinsen zu spekulieren, sondern für Sicherheit zu sorgen. Kunden müssen in Zeithorizonten von 20 bis 30 Jahren denken - diese Periode heute zu historisch tiefen Zinssätzen abzusichern, kann kein Fehler sein.
Zumindest einen großen Teil der Finanzierungssumme sollte man dabei über lange Zinsbindungen festschreiben und damit für Kalkulationssicherheit sorgen. Grundsätzlich ist bei diesem niedrigen Zinsniveau eine Tilgung von 2% bis 3% empfehlenswert, damit die Gesamtlaufzeit des Darlehens überschaubar bleibt. Gefragt sind derzeit aus diesem Grund auch sogenannte Volltilger-Darlehen. Dabei steht über eine höhere laufende Tilgung heute schon eine Rate fest, die nach 20 oder 25 Jahren zu vollständigen Rückzahlung des Darlehens führt. Das Risiko später zu deutlich höheren Zinsen eine Anschlussfinanzierung vornehmen zu müssen, wird damit schon heute ausgeschlossen.
Kurzfristige Tendenz der Zinsentwicklung: seitwärts Mittelfristige Tendenz der Zinsentwicklung: seitwärts
(Quelle: Interhyp, Zinskommentar von Robert Haselsteiner)
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